Connect with us

Interview

Grandke: „Es trifft genau den Nerv“

Published

on

Wer kennt sie nicht, die gute alte „Kreisklassen-Welt“: Während des Spiels wird das eine oder andere Bierchen gekippt, eine natürlich ausgebildete – wer würde es auch anders behaupten – Physiotherapeutin eilt mit zwei Flaschen Eisspray auf den Platz und kann diese anschließend in den Mülleimer verfrachten. Genau diesem Thema widmet sich der 26-jährige Buch-Autor Joel Grandke in seinem neuen Buch „Nimm Du ihn, ich hab ihn sicher“. Wir haben uns mit dem gebürtigen Hamburger über sein neues Werk unterhalten – inklusive Gewinnspiel für Euch!

Kurzbiografie vom Buch-Autor Joel Grandke

Ich bin Joel Grandke, 26 Jahre alt und gebürtiger Hamburger. Seit zwei Jahren wohne ich auch wieder in der Hansestadt, nachdem ich meine Kindheit und Jugend an der Nordseeküste bei Cuxhaven verbracht habe. Neben meinem Studium in Hamburg kicke auch noch nach Möglichkeit am Wochenende in meiner Heimat in der Kreisliga. Beruflich habe ich nach dem Abitur bei den Cuxhavener Nachrichten volontiert und anschließend noch zwei Jahre als Redakteur dort gearbeitet. Mit dem Buchprojekt konnte ich nun die zwei Jahrzehnte Amateurfußball im norddeutschen Fußball-Gebiet verarbeiten. Im Endeffekt ist diese Kreisklassen-Welt ja überall in Deutschland die gleiche – das macht sicher auch den Reiz aus. Ein bisschen norddeutsch angehaucht ist das Buch aber doch, denke ich. Für meinen Blog „An jedem verdammten Sonntag“ erhielt ich 2014 den Niedersächsischen Sportjournalistenpreis in der Nachwuchskategorie. Damals waren diese „Kreisklasse ist,…“-Sprüche neu, die gab es vorher in der Form noch nicht.

Wie bist Du überhaupt auf die Idee für dieses Buch gekommen?

Grandke: Das hat alles neben meinem Job als Journalist und meinem Blog bei Spox angefangen. Die Idee dahinter war, den Kreisklassen-Fußball mal mehr auf’s Korn zu nehmen, weil dort – auch wenn es für viele Leute Alltag sein mag – sehr viel Interessantes drin steckt. Das hat sich dann schnell positiv entwickelt und ich konnte auch für einige andere Redaktionen texten. Kurze Zeit später kamen diese „Kreisklasse-Sprüche“ auf den sozialen Netzwerken wie „facebook“ auf und kamen auch sehr gut an. Ich hab mir dann gedacht, dass das doch auch in einem Buch möglich sein muss, auch wenn es dort teilweise sehr überspitzt dargestellt wird. Es gibt so viele verschiedene Charaktere und ich glaube, dass sich dort auch viele Vereine drin wiederfinden und identifizieren können. Bisher habe ich auch nur gutes Feedback erhalten, auch wenn das Buch noch nicht lange im Handel ist. Es scheint genau den Nerv zu treffen.

Welches Gefühl willst Du dem Leser mit Deinem Buch vermitteln?

Grandke: In erster Linie geht es an die Personen, die entweder selber in diesem Bereich spielen, oder es von dem Freund bzw. dem Bruder kennen. Aber natürlich möchte ich auch Leute, die nun nicht unbedingt so viel mit dem Fußball zu tun haben, erreichen und denen damit etwas erklären, wie andere an solchen Spielen ihren ganz besonderen Reiz finden. Zudem gibt es immer mehr Menschen, die sich dem Profi-Bereich abwenden, weil für sie zum Beispiel die Transfersummen nicht mehr nachvollziehbar sind.

Das war sicherlich viel Arbeit: Wie lange hast Du insgesamt gebraucht?

Grandke: Das brauchte natürlich etwas Vorlaufzeit. Begonnen habe ich im Mai 2015. Dabei ging es dann aber eher um die Frage, ob und wer das Buch überhaupt drucken könnte. Zuvor hatte ich mich nur mit meinem Blog und der sonstigen Arbeit beschäftigt. Ich habe mir dann eine Agentur gesucht und muss ich Nachhinein zugeben, dass dies die beste Entscheidung war. Wir haben das dann sehr professionell aufgebaut, den Verein ausgedacht und einen roten Faden gesponnen. Angefangen zu schreiben habe ich dann im September, wobei ich bis Januar allerdings nur drei Kapitel fertig hatte. Doch als dann endgültig der Vertrag mit dem Verlag unterschrieben war, hatte ich das Buch pünktlich Mitte August fertig – Anfang September ging es in den Druck. Also hat es schon eine ganze Zeit gebraucht. (lacht)

Was macht für Dich gerade der Amateurfußball bzw. der unterklassige Fußball aus?

Grandke: Das große Stichwort ist die Identifikation. Das, was vielen Leuten im Profi-Fußball abgeht, weil dort der Bezug zu den Spielern verloren gegangen ist und die Spieler in einer Art Blase leben, findet man im Amateurfußball noch. Dort spielt man mit den Kollegen zusammen und man kennt am Rand auch jeden Zuschauer. Vor allem die Gemeinschaft und das Team zählen da. So ein Verein ist dann meistens auch fest in ein Dorf oder Stadtteil integriert und es zieht dann auch viele Leute dorthin. Und auch wenn ich selbst nicht der größte Fußballer bin: Das hat schon seinen Charme. Dort wird eine Blutgrätsche im Mittelfeld mehr gefeiert als der lange Pass in die Spitze. Zudem ist auch die Atmosphäre sehr schön.

Wie erklärst Du dir die zunehmende Gewalt im Amateurfußball gegen Schiedsrichter?

Grandke: Das finde ich absolut bedenklich und verwerflich! Ich habe das teilweise auch von befreundeten Schiedsrichtern mitbekommen, die dann von mehreren Leuten geschützt werden mussten. Wenn man solche Storys hört, ist das natürlich schon krass und ich kann dann auch verstehen, wenn viele junge Schiedsrichter aufhören. Meiner Ansicht nach müsste man das Problem auf Verbandsebene lösen und es nicht kleinreden. Nichtsdestotrotz habe ich das Thema in meinem Buch nicht explizit weiter thematisiert.

Was für einen Stellenwert wird der Amateurfußball in den kommenden Jahren einnehmen?

Grandke: Aussterben wird der Profi-Bereich sicherlich nicht, aber auch der Amateurfußball wird weiterhin seinen Platz in der Fußball-Welt haben. Aber die mediale Aufmerksamkeit ist für die kleinen Vereine natürlich stark gestiegen. Dabei meine ich nicht nur die Seiten auf den sozialen Netzwerken, die in den letzten Jahren entstanden sind. Auch der gemeinsame Pokal-Endspieltag hat seinen Teil dazu beigetragen. Ich wüsste nicht, was sich daran ändern sollte – das ist keine Eintagsfliege. Zudem steigt die Kritik am Profi-Geschäft immer mehr und ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass die FIFA „sauberer“ wird. Der Fußball lebt nun mal von seinen Emotionen. Vielleicht hilft dem einen oder anderen mein Buch dabei, auch dem „völlig niveaulosen“ Gegurke etwas Positives abgewinnen zu können.

Thema Verlagssuche: Hattest Du da größere Probleme, oder hat alles gut geklappt?

Grandke: Im Endeffekt bin ich sehr froh, dass ich es über die Agentur gemacht habe. Ein großer Verlag bekommt im Jahr 7000 Manuskripte eingesendet und dann schaut nach einem halben Jahr vielleicht auch mal ein Praktikant drüber. Da hat man dann natürlich wenige Chancen. Aber dann wurden mir die Agenturen empfohlen und dadurch ist es auch professioneller geworden. Wenn ich nämlich alles selbst dort hingeschickt hätte, dann wäre es super schwierig geworden. Ohne meinen Agenten, der viel Zeit investiert hat, wäre das nicht geworden. Insgesamt ist die Branche ein hartes Pflaster. Umso mehr freut es mich, dass es am Ende doch so gut geklappt hat und wir das Buch veröffentlicht haben.

Wie bist Du auf den Titel „Nimm Du ihn, ich hab ihn sicher“ gekommen?

Grandke: Wir haben einen prägnanten Namen gebraucht und ich hatte auch immer wieder über Floskeln und Phrasen nachgedacht. Es musste halt knallen und Aufmerksamkeit erregen. Aber auch diesen Buchtitel versteht nicht auf Anhieb jeder. Auch dort musste ich schon öfter den Hintergrund erklären, gerade bei Leuten, die eher wenig mit Fußball am Hut haben. Für mich hat der Titel aber auch etwas niedliches, weil es zeigt, dass sich zwar alle Spieler immer sehr viel Mühe geben, es dann am Ende aber doch irgendwie nicht klappt. Irgendwie passt er ganze Tonfall vom Buch sehr gut rein.

Du beschreibst im Buch viele verschiedene Charaktere. Wer diente dort als Vorbild?

Grandke: Man spielt dabei mit Stereotypen, trotzdem hat man auch immer wieder gewisse Leute vor Augen. Ich bin dabei z.B. meine Truppe durchgegangen und habe auch auf meine Gegenspieler aus den letzten zwanzig Jahren geschaut. Da gab es dann den Libero, der immer den Ball lang nach vorne holzt. Dann haste den, der auf dem Feld nicht spricht und dann einen, der schon nach fünf Minuten Gelb/Rot gefährdet ist. Im Endeffekt kann ich auf fast jede Figur im Buch ein Gesicht legen bzw. es findet sich eine passende Person dazu. Es sind also alles Vorbilder und die findet man auch in jedem Team.

Was hat es mit den Namen Karl-Heinz Havelkoop auf sich, der auch auf dem Buchcover auftaucht?

Grandke: Wir hatten immer ein bisschen überlegt, wie wir das machen, weil es diesen Verein auch gar nicht gibt. Dann war die Frage, aus welchem Blick man das aufbaut. Wir haben dann die Figur Karl-Heinz Havelkoop erfunden, der im Verein anschließend in die Rolle des Schriftführers gedrückt wird. Der erzählt in der Folge, aus seiner Sicht, die Dinge, die im Verein ablaufen. Zwar ist er nicht in jedem Kapitel selber dabei, aber er erzählt die komplette Geschichte. Mit dieser ausgedachten Person haben wir dann einen Platz geschaffen, um die Fiktion aufrecht zu erhalten, die wir uns für das Buch gewünscht haben.

Euch hat das Interview gefallen und Ihr möchtet gerne das Buch haben? Kein Problem! Wir verlosen exklusiv fünf Exemplare bei uns. Alles was Ihr tun müsst, ist das unten stehende Formular auszufüllen und abzusenden. Wir wünschen viel Glück bei der Verlosung!

Einsendeschluss: 30.September 2016, 23.59 Uhr

Foto: Privat

Chefredakteur: Niklas ist Initiator von Amateur Fußball Hamburg und somit seit der ersten Stunde mit an Bord. Der 22-Jährige interessiert sich für alles, was im Hamburger Amateurfußball vor sich geht und hat dieses Projekt deshalb ins Leben gerufen.