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Amateurfußball regiert auf dem Rasen
Wenn der Anpfiff in der Bundesliga fällt, richtet sich der Blick der Fans auf die Ergebnisse. Die Experten in der Fußballwelt blicken jedoch genauso auf die Amateurbegegnungen. Selbst wenn die Fußballwetten sich auf die oberen Ligen und internationalen Begegnungen beschränken, ist der Amateurbereich als Talentschmiede genauso interessant wie als lokales Bindeglied in der Gesellschaft.
Wenn der Anpfiff in der Bundesliga fällt, richtet sich der Blick der Fans auf die Ergebnisse. Die Experten in der Fußballwelt blicken jedoch genauso auf die Amateurbegegnungen. Selbst wenn die Fußballwetten sich auf die oberen Ligen und internationalen Begegnungen beschränken, ist der Amateurbereich als Talentschmiede genauso interessant wie als lokales Bindeglied in der Gesellschaft.
Mehr als 24.000 Fußballvereine gibt es in der Bundesrepublik. Allein in Hamburg kommt die Zahl auf 369 Clubs. Mehr als 7 Millionen Mitglieder sind in Deutschland auf dem Rasen aktiv. Sobald die Mannschaften auflaufen, hoffen die Zuschauer, den Alltag zu vergessen und möglichst ihren Club als Sieger vom Rasen gehen zu sehen.
Manchmal jedoch nimmt der Konkurrenzgedanke überhand, im Publikum und bei den Spielern. Bereits bei Kickern im Grundschulalter werden immer wieder Begegnungen abgebrochen, weil es zu Ausschreitungen kommt.
Doch der Fußballsport ist trotz allem in erster Linie dafür bekannt, Gemeinschaft zu schaffen. Wenn es auf dem Fußballplatz elf Freunde sein müssen, so reicht die Verbrüderung im Publikum noch viel weiter, ob es nun ein Ligaspiel oder die Betriebsmannschaft vom Arbeitgeber ist.
Dass der Gedanke vom Amateursport bei König Fußball regiert, war in Deutschland noch viel länger Standard als in den benachbarten Oberligen. Daran änderte 1963 auch die Gründung der Bundesliga nichts. Die meisten deutschen Fußballstars gingen tagsüber ihrem Alltagsjob nach, um nach Feierabend zum Training anzutreten.
Sie waren zwar als Lizenzspieler nicht mehr dazu verpflichtet, den Fußball nur als Hobby zu betreiben, aber mit Monatsgehältern, die zwischen 250 und 500 Mark lagen, blieb den meisten Kickern nichts anderes übrig. Reiche Vereine durften die Gehälter auf 1200 Mark erhöhen. Nur im Ausnahmefall erlaubte der DFB einen Monatsverdienst von 2500 Mark, um die Abwanderung der deutschen Spitzentalente ins Ausland zu verhindern. So mancher Bundesligastar kehrte aufgrund der knappen Kasse nach dem Training oder Spiel in sein Zimmer in der Untermiete zurück.
Erst 1972 wurden die Obergrenzen bei den Bundesligagehältern aufgehoben. Zwei Jahre später hieß es außerdem Schluss für den Lizenzspielerstatus. Die deutschen Fußballherren waren endgültig als Vollprofis anerkannt.
Heute liegt das Durchschnittsgehalt in der Bundesliga zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro. Die Superstars unter den Kickern sollen beim Rekordmeister FC Bayern München sogar bis zu 20 Millionen pro Jahr kassieren. Damit ist das Oberhaus im deutschen Fußball vom Trinkgeldempfänger zum Tummelplatz für Millionäre geworden.
Der Aufstieg fällt dabei allerdings schwerer als der Abstieg. So mancher einst bezahlte Ligaspieler findet sich irgendwann aus Liebe zum Sport im Amateurbereich wieder. Das gilt genauso für die Clubs, denen viele Fans durch dick und dünn die Treue halten.
Einen Sonderstatus im deutschen Fußball nehmen noch immer die Fußballfrauen ein. Obwohl die Bundesligaspielerinnen offiziell als Profisportlerinnen eingestuft werden und die deutsche Frauennationalmannschaft mit 2 Weltmeistertiteln und 8 Europameistertiteln eine der erfolgreichsten Elfs ist, spiegelt sich das in den Gehältern nicht wider. Bei einer Umfrage unter den Fußballerinnen in der 1. und 2. Bundesliga sagten im Jahr 2023 rund 34 Prozent aus, dass ihr Gehalt bei knapp 500 Euro im Monat läge. Rund ein Viertel kickten ohne jegliche Bezahlung. Nur 5 Prozent der Fußballfrauen kamen auf ein Gehalt von 3000 Euro und mehr brutto.
Das Ergebnis ist, dass etliche Fußballerinnen die Stollenschuhe an den Nagel hängen müssen, weil sie sich die Anfahrten nicht leisten können oder neben dem notwendigen Vollzeitjob keine Zeit fürs Training haben. Umso beachtlicher sind die Leistungen der deutschen Kickerinnen bei hochkarätigen Begegnungen.
Von dem Anspruch, wie die Bundesligaherren bezahlt zu werden, sind die Fußballfrauen weit entfernt. Nur wenigstens ein Mindestgehalt zwischen 1500 und 2500 Euro brutto, von dem sie über die Runden kommen können, schwebt ihnen je nach Liga vor.
Dass auch reiner Amateursport ohne größere Ambitionen spannend sein kann, zeigt sich an den Vereinszahlen. Fußball ist mit großem Abstand der populärste Sport bei Freizeitkickern und Zuschauern. Podcasts, Live-Streams und mehr erlauben es auch dem kleinsten Club, seine Fans auf dem Laufenden zu halten.
Dass so mancher Verein eine wahre Achterbahn hinter sich hat, ist im Fußball nicht ungewöhnlich und trägt zur Bedeutung jedes einzelnen Spiels bei. Der SV Tasmania Berlin, der sich 1966 nach einer Saison in der 1. Bundesliga aus dem Oberhaus verabschieden musste, nimmt dabei eine Sonderstellung ein. 1973 wurde der Verein aufgelöst und als Tasmania Neukölln wieder gegründet. Von 2000 bis 2011 hieß er Tasmania Gropiusstadt, eher er wieder in Tasmania Berlin umbenannt wurde. Die Namenswechsel konnten ihm allerdings sportlich nicht auf die Sprünge helfen. Bis in die 6. Liga ging es zwischendurch runter für den Hauptstadtverein. Mittlerweile ist er in der 5. Liga angekommen.
Treu bleiben ihm dennoch zahlreiche Fans, die an Spieltagen in den 3500 Plätze umfassenden Werner-Seelenbinder-Sportpark kommen. Wenn der Anpfiff fällt, geht es landauf, landab nur noch um den Fußball, egal in welcher Leistungsklasse.