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Oberliga Hamburg

Großes Tohuwabohu: NTSV siegt bei Osdorf

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112 Minuten volle Emotionen, eine rote Karte und ein strittiges spätes Tor: Vor gut 250 Zuschauern besiegte der Niendorfer TSV am Freitagabend den TuS Osdorf knapp mit 2:1. In der Schlussminute knipste Marin Mandic den entscheidenden Treffer. Die Osdorfer Bank protestierte deshalb stark.

Osdorfs Joesp Dilber (li.) hier im Zweikampf mit Niendorf-Kicker Vedat Düzgüner. Foto: Heiden

Es läuft die 89. Spielminute am Blomkamp, als Niendorf eine Ecke herein schlägt. Der Ball wird von einem Osdorfer in den Rückraum abgewehrt, Dario Streubier schnappt sich die Kugel und hält aus 18 Metern zentraler Position drauf. Der Schuss des 25-Jährige trifft Osdorfs Papa Mousse Ndiaye genau auf der Brust und dieser geht sofort zu Boden, rührt sich nicht. Von dort springt das Leder auf den Schlappen von Marin Mandic, der aus halblinker Position im Strafraum abzieht und das Leder in die rechte untere Ecke einschweißt. 2:1 für Niendorf, Proteste auf der Gegenseite bei den Osdorfern. Doch Schiedsrichter Alexander Nehls gab den Treffer und zeigte auf den Anstoßpunkt. Pikant: Trotz einer Verletzungspause von rund zehn Minuten, einer roten Karte, zwei Treffern und zwei Behandlungen der Torhüter gab es nur fünf Minuten Nachspielzeit. Ein Fakt, der vor allem den Hausherren im Anschluss sauer aufstieß. „Die fünf Minuten haben mich sehr gewundert. Es gab ja auch noch zahlreiche Wechsel. Ich bin sehr verwirrt. Das ist sehr bitter für uns und tut sehr weh“, ärgerte sich Osdorf-Trainer Philipp Obloch. Dabei hatte die Begegnung für seine Truppe eigentlich perfekt begonnen. Denn schon nach 180 Sekunden verhinderte NTSV-Torhüter Marcel Kindler zum ersten Mal die Führung der Obloch-Elf. Felix Schlumbohm warf die Murmel lang in den Strafraum, wo Papa Ndaiye mit dem Kopf dran kam. Kindler konnte nur mit einer Hand an das Leder und rettete noch stark auf der Linie (3.). Und auch drei Zeigerumdrehungen später musste der Schlussmann erneut ran – diesmal sogar im direkten Duell. Weil Oliver Doege im Strafraum viel zu ungestüm gegen Ndaye zu Werke ging, zeigte Referee Nehls zurecht auf den Punkt. Kevin Trapp legte sich die Pille zurecht, visierte die rechte untere Ecke an und fand in Kindler aber seinen Meister (6.).

Glück gehabt: Daniel Brückner kommt klar zu spät und sieht dafür nur Gelb dafür. Foto: Heiden

In der Folge ging es auf dem Platz heiß her, beide Bänke griffen auch immer wieder lautstark verbal in das Spiel ein. Vor allem, nachdem im Mittelfeld Daniel Brückner mit vollem Tempo Ndiaye um rannte und dieser sich auf dem Boden vor Schmerzen krümmte (21.). Mit Gelb war der Ex-Profi mehr als nur gut bedient. Aber auch die Gäste verzeichneten Chancen, die ebenfalls hätten zur Führung führen können. Bereits nach neun Minuten verfehlte Ilyas Afsin per Kopf nur knapp, dann setzte Vedat Düzgüner einen Schuss aus 18 Metern nur auf den Querbalken (25.). Nach über einer Stunde meldeten sich die TuS-Kicker dann wieder zu Wort. Robin Schmidt spielte einen Diagonalball über den ganzen Platz und setzte Schlumbohm in Szene. Doch diesem versagten im Strafraum die Nerven, sein Abschluss striff über den Querbalken (31.). Kurz darauf hatten die Farhadi-Schützlinge Glück, dass sie mit elf Mann weiterspielen durften. Erneut war Brückner im Zweikampf sehr ungestüm, doch Nehls zeigte keine Ampelkarte. Und die Gäste sollten auch bei der Führung kurz vor der Pause Glück haben. Nehls sprach dem NTSV einen Freistoß auf halblinks zu, den Afsin auf den zweiten Pfosten brachte. Dort hatte Dennis Thiessen zu viel Platz und nickte das Leder aus wenigen Metern ein (43.). Die Führung für die Niendorfer, nur hätte es den Freistoß im Vorfeld gar nicht geben dürfen. NTSV-Trainer Ali Farhadi sagte später: „Osdorf hat es ein bisschen übertrieben und Nehls hatte irgendwann die Faxen dicke. Und dann kann man so eine 50/50 Aktion haben, die dann so ausgeht. Die Osdorfer Bank kommentiert jede Schiedsrichter-Entscheidung. Das ging zu weit. Wenn der Schiri pfeift und entscheidet, dann muss man einfach die Fresse halten. Das muss auch Osdorf kapieren.“

Muss nach dem 1:2 vom Platz getragen werden: Osdorfs Papa Mousse Ndiaye (m.). Foto: Heiden

Ähnlich turbulent wie der erste Durchgang endete, starteten die zweiten 45 Minuten. Mit der ersten Chance gelang der Obloch-Equipe der Ausgleich. Schmidt bekam auf rechts zu viel Platz zum Flanken und in der Mitte vollstreckte Felix Schlumbohm mit dem Kopf in die lange Ecke (53.). Plötzlich war alles wieder offen, doch die Hausherren schwächten sich dann selbst. Nur sieben Minuten nach seiner Einwechselung ließ sich Torben Krause zu einem Tritt hinreißen und sah dafür zurecht glatt Rot (70.). Das Ende vom Lied ist bekannt, bis auf den Fakt, dass ausgerechnet ein Ex-Niendorfer seinen neuen Klub fast doch noch zum Jubeln gebracht hätte. In der zehnten Minute der Nachspielzeit segelte ein Schuss von Nico Kukuk nur an das Außennetz (90.+10). „Viel bitterer kann man nicht verlieren. Wir haben mit dem Elfmeter angefangen, aber ich kann gar nicht alles aufzählen“, so Osdorf-Coach Obloch nach Abpfiff, der anfügte: „Es war ein sehr emotionales Spiel. Bei der Szene zum 1:2 will ich mich gar nicht groß äußern. Es ist dann vielleicht auch zu viel verlangt, dass man dort das Tor zurück nimmt. Schade ist, dass uns er Lucky-Punch durch Nico nicht noch gelingt. Die Jungs haben alles rausgehauen und echt gefightet.“ Niendorf-Übungsleiter Ali Farhadi erklärte derweil: „Wild ist der absolut richtige Ausdruck für dieses Spiel. Wir haben etwas gebraucht, um einen Rhythmus zu kriegen. Ich fand uns trotz des Elfmeters, dass wir die klaren Torchancen hatten. Und obwohl wir zur Pause 1:0 geführt hatten, habe ich den Jungs gesagt, dass das noch ganz eklig wird“, so der Deutsch-Iraner, der anfügte: „Bis zur roten Karte hatten wir es gut im Griff, müssen danach aber das zweite Tor schießen. Das 2:1 von Marin war dann traumhaft. Am Ende ist es ein verdienter Sieg, auch wenn wir vielleicht in der einen oder anderen Aktion etwas Glück hatten. Von zehn Teams spielen in der letzten Szene zehn Teams weiter. Der Schiri entscheidet, ob weiter gespielt.“

Foto: Heiden

Chefredakteur: Niklas ist Initiator von Amateur Fußball Hamburg und somit seit der ersten Stunde mit an Bord. Der 22-Jährige interessiert sich für alles, was im Hamburger Amateurfußball vor sich geht und hat dieses Projekt deshalb ins Leben gerufen.