Connect with us

Oberliga Hamburg

Nach eigenem Abgang: Sara packt im MSV-Fall aus

Published

on

Foto: KBS-Picture

Sportlich und menschlich ein großer Verlust für den Meiendorfer SV! Kapitän Michael Sara gehört ab sofort nicht mehr zum Kader der Saglam-Equipe. Grund dafür sind nicht gezahlte Vergütungen seitens des MSV. Im AFH-Gespräch packt der 29-Jährige nun über den Fall aus.

Michael Sara gehört ab sofort nicht mehr zum Kader des Meiendorfer SV! Nach AFH-Informationen zieht der MSV-Kapitän damit seine Konsequenzen aus nicht gezahlten Vergütungen in den letzten Monaten. Bereits vor knapp vier Wochen hatten wir an dieser Stelle über den Fall berichtet, dass an der B75 keine oder zu wenige Vergütungen gezahlt wurden. Auf AFH-Nachfrage bei Sara packt dieser nun aus, weshalb der 29-Jährige per sofort seine Koffer packte. „Ich hatte vor der Saison eine Vereinbarung, welches Geld ich im Monat bekomme. Ich habe über Monate einen Teil der Vereinbarung nicht erhalten. Daraufhin habe ich den Präsidenten Jens Malcharczik zur Rede gestellt. Er hat dann gesagt, dass das nie vereinbart wurde. Beim Hamm United-Spiel habe ich ihn dann erneut zur Rede gestellt. Als er nicht eingelenkt hat, habe ich meine Tasche genommen und bin gegangen“, berichtet uns Sara enttäuscht. Zudem bestätigt Sara den AFH-Bericht von vor einigen Wochen. „Ich weiß auch von anderen Spielern, dass sie Geld nicht erhalten haben. Da warten einige noch auf Geld. Ich hab mich seit zehn Jahren jedes Jahr verarschen lassen. Ich bin aber jetzt in einem Alter, wo ich darauf kein Bock mehr habe“, stellt der Ex-Kapitän klar. Nach AFH-Informationen hat auch Marcel Hoffmann seine Zelte beim MSV deshalb abgebrochen.

„Falsche Kilometerabrechnung“ sind nur vorgeschoben

Nach dem AFH-Bericht hatte sich Jens Malcharczik öffentlich zu Wort gemeldet und von „fehlerhaften Kilometerabrechnungen“ seitens der Spieler gesprochen. So kamen aus Sicht des 54-Jährigen die fehlenden Vergütungen zustande. Dem widerspricht Sara in Teilen. „Es gibt ein, zwei Spieler, die eine falsche Kilometerabrechnung eingereicht haben. Es gab dann öfters Monate, wo aber alle über einen Kamm geschert wurden. Es ist sehr, sehr selten, dass man pünktlich Gehalt bekommen hat“, so Sara, der ergänzt: „Da tuen mir vor allem die Trainer und alle Kollegen leid. Sie versuchen die Mannschaft zu motivieren und können das nicht gezielt, weil die Spieler gedanklich bei den nicht gezahlten Geldern sind. Entsprechend spiegelt sich die Stimmung in der Mannschaft auf dem Platz wieder. Der ganze Aufwand wird nicht ansaztzweise honoriert, wobei man auch zwischenmenschlich sich als Präsident vernünftig verhalten sollte. Das Trainerteam versucht alles, um die Spieler bei Laune zu halten.“ Zudem, berichtet uns Sara, habe das MSV-Trainerteam mit der „Loge“ weitere finanzielle Lücken auf eigene Initiative jahrelang geschlossen. „Ich möchte mich bei allen Helfern, insbesondere der Loge, und bei Harry Gigar und Rollo (seit dieser Saison) für die jahrelange Unterstützung sehr herzlich im Namen der Mannschaft bedanken“, so der 29-Jährige. Für Sara geht nach seinem unfreiwilligen Abgang eine echte Ära zu Ende. „Ich spiele 22 Jahre für den Verein und habe immer versucht alles zu geben. Ich habe mich Tage darüber geärgert. Ich habe gerne mit der Mannschaft zusammen gespielt“, berichtet der 29-Jährige, der gerne noch gegen den Ball treten würde. „Ich würde gerne nochmal angreifen, auch wenn ich beruflich zuletzt etwas verhindert war. Ich würde gerne noch ein, zwei Jahre länger weiter spielen.“

60-Prozent-Regel: Prämien-Wirrwarr an der B75

Hauptgrund für den Streit zwischen den Spielern und dem Verein sind nach Berichten Saras die Prämien-Verteilungen innerhalb des Teams. So wurde vor zwei Jahren eine neue „60-Prozent-Regel“ eingeführt. Diese besagt, dass man mindestens bei 60 Prozent aller Einheiten im Monat anwesend sein muss (Training eine Einheit, Spiel eine Einheit), um überhaupt eine Prämie zu erhalten. Schafft es ein Spieler somit aus beruflichen Gründen nur einmal die Woche zum Training, schießt seine Mannschaft aber am Wochenende zum Sieg, gibt es dennoch keine Prämie. Ursprünglich eingeführt hatten diese Regelung Olaf Orth und Nico Sorgenfrey, als diese im Mai 2016 übernahmen. Damals beinhaltete ein Vertrag zwar schon die „60-Prozent-Regel“, allerdings gab es mit „80 Prozent“ eine Zwischenstufe. Spieler konnten somit ein oder zwei Einheiten im Monat fehlen, ohne Abzüge zu erhalten. Diesen „80-Prozent-Passus“ strich Malcharczik auf eigene Initiative in der Folge aus den Vereinbarungen. Für Sara ein echtes Unding. „Sowas habe ich noch nie erlebt. Ich war echt geschockt, als Jens Malcharczik das erste Mal damit ankam. Ich habe extra auf ein Drittel meines Gehaltes verzichtet, damit ich nicht in die Regelung muss. Wenn Du unter 60 Prozent bist, dann gibt’s kein Geld und keinen Tankgutschein. Alles wird einem gestrichen“, bestätigt uns der 29-Jährige und ergänzt: „Ich bin enttäuscht von so einem Verhalten.“

Ebenso pikant: Ist ein Spieler verletzt, muss dieser ein Attest vorlegen und dennoch beim Training erscheinen. Ausnahmen bilden dabei nur Krankheiten, die einen an das „Bett fesseln“. Alternative Trainigsorte wie ein Besuch bei einem Physiotherapeuten zählen zudem als „unentschuldigtes Fehlen“. Auch wenn Kicker früher das Training aufgrund von Schicht-Arbeit verlassen müssen, werden in der Gesamtrechnung Prozente abgezogen. Deshalb, erklärt uns Sara, soll Malcharczik die Spieler mit Kameras auf dem Trainingsgelände überwacht haben. Zudem müssen Spieler, erklärt der Ex-Kapitän, sich bei Heimspielen persönlich bei Malcharczik melden, um zu zeigen, dass sie anwesend sind. Ansonsten zählen sie als „nicht anwesend.“ „Auch das Trinkwasser müssen wir aus der Teamkasse zahlen. Da einige aber kein Geld bekommen haben, konnten sie das nicht“, so Sara weiter, der ergänzt: „Wir laufen als Team auch nicht einheitlich rum, weil die Anzüge und Trikots nicht bestellt wurden. Wir sehen aus wie ein Freizeit-Team.“ Zudem soll es auch wiederholt Probleme mit Tapes gegeben haben. „Das Thema Tape war ein großes Dilemma. Jens Malcharczik hat lieber billiges oder kein Tape bestellt um Kosten zu sparen, als an die Gesundheit der Spieler zu denken“, so Sara. Das Wirrwarr um nicht gezahlte Gelder an der B75 geht somit weiter. Sportlich wird die Aufgabe nicht einfacher. Fraglich scheint, ob das Trainerteam und Spieler die Motivation und Kraft haben, die Saison regulär zu beenden.

Wirbel um Zahlungen in die Mannschaftskasse

Das liegt nicht zuletzt auch an weiteren Ungereimtheiten, die sich nach AFH-Informationen ereigneten. So sollen vor der letzten Saison von jedem Spieler 20 Euro für die Mannschaftskasse eingesammelt worden sein. „Jens Malcharczik hat die letztes Jahr verwaltet“, berichtet uns Sara, der nun erst einmal pausiert. Bei 24 Spielern gab sich in diesem Zusammenhang eine Summe von rund 480 Euro. „Das Geld sollte unter anderem an die Personen gehen, die sich bei uns um die Wäsche kümmern, aber auch in neue Bälle investiert werden. Die Menschen die unsere Wäsche gewaschen haben, haben dieses Geld aber nie bekommen“, stellt Sara zudem klar, ergänzt: „Deswegen sind die abgesprungen.“ Zudem sei dem Team nach Siegen, wie bei vielen Vereinen üblich, eine Flasche Alkohol versprochen gewesen. „Davon war nach Siegen plötzlich keine Rede mehr und wir mussten mit Jens Malcharczik darum würfeln, wobei er uns immer abgezockt hat“, schildert Sara weiter, der auch von Problemen im Aufstiegsjahr berichtet. „Einige Spieler haben bis heute nicht ihre Aufstiegsprämien erhalten. Deshalb haben uns auch einige Spieler verlassen.“ Zudem zeigt sich Sara über abwertende Sprüche enttäuscht, die nach seinem Abgang gefallen sein sollen. Wo das Geld am Ende geblieben ist, darauf hat aber auch der Ex-Kapitän keine Antwort. „Das kann ich nicht sagen. Wir haben alle keine Ahnung“, erklärt Sara und ergänzt abschließend: „Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, in Meiendorf zu spielen. Aber solange Jens Malcharczik in Amt und Würden ist, ist das keine Option. Es muss etwas passieren!“

Chefredakteur: Niklas ist Initiator von Amateur Fußball Hamburg und somit seit der ersten Stunde mit an Bord. Der 22-Jährige interessiert sich für alles, was im Hamburger Amateurfußball vor sich geht und hat dieses Projekt deshalb ins Leben gerufen.