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Seeler: „Ins Stadion komme ich auch in Liga 2“

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Am Montagabend fand der 12. Oddset-Talk statt: Unter anderem diskutierten HSV-Idol Uwe Seeler und der FCSP-Geschäftsführer Andreas Rettig über die Frage, wie sich der Fußball in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, und ob diese Entwicklungen positiv oder negativ seien. Natürlich kam aber auch die aktuelle Situation der zwei Hamburger Profiklubs nicht zu kurz. 

Hatte, wenn es um den HSV ging, eher weniger zu lachen: Uwe Seeler. Foto: Norbert Gettschat

Hatte, wenn es um den HSV ging, eher weniger zu lachen: Uwe Seeler. Foto: Norbert Gettschat

Im Hamburger Hotel Le Meridien empfingen die Gastgeber Carsten Byernetzki und Dieter Matz neben Seeler und Rettig auch Jochen Meinke, der den HSV 1960 als Kapitän zur Meisterschaft geführt hatte. Als vierter Gast war Sportjournalist und Medienberater Oliver Wurm zu Gast. Und natürlich ging es zunächst um die Sorgenkinder Hamburgs: den HSV und den FC St. Pauli. Uwe Seeler sparte dabei nicht mit seiner Kritik und fand direkt klare Worte: „Man hat wieder vergessen gut einzukaufen, obwohl man viel Geld ausgegeben hat. Man braucht eine gute Mischung. Und das was der HSV hat, das ist alles eine Suppe. Und damit kann man nunmal keinen Blumentopf gewinnen“, so der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft, dem es momentan schwer fällt, noch an einen Klassenverbleib zu glauben: „Ich habe keine große Hoffnung mehr, dass sich noch etwas bessert. Aber ich besuche die Spiele auch in der zweiten Liga“, so das sehr vernichtende Urteil des HSV-Idols. Auch beim anderen Profiklub, dem FC St. Pauli, spitzt sich die Krise langsam zu. Doch Geschäftsführer Andreas Rettig hielt sich mit kritischen Worten zurück: „Wir haben die Lage intern besprochen und da ging es auch ordentlich zur Sache. Aber wir wollen das nicht nach außen tragen“. Bevor es dann zum eigentlichen Thema kam, musste Seeler noch etwas loswerden: „Es hat ja keiner mehr Respekt vor dem HSV. Wir werden ja schon überall veräppelt“, ärgerte sich der 79-Jährige im Hinblick auf die kampflustigen Worte, die im Vorfeld aus Halle kamen.

Gleiches Hotel, neue Location: Der 12. Oddset-Talk des HFV. Foto: Norbert Gettschat

Gleiches Hotel, neue Location: Der 12. Oddset-Talk des HFV. Foto: Norbert Gettschat

Gegen den Halleschen FC muss der HSV sich im DFB-Pokal beweisen, da waren sich die Anwesenden einig. Nach diesen teilweise vernichtenden Worten wendete sich die Runde dann der Vergangenheit zu. Damals, als es für den HSV noch besser lief – mit Seeler und Meinke. Vor allem der Meisterkapitän von 1960 konnte sich noch gut an diese Zeiten erinnern – mit großen Detailwissen. Er konnte tatsächlich noch Ergebnisse, Torschützen mit genauen Spielminuten und sogar die Zuschauerzahlen nennen. Der „Dicke“ – so nannte Meinke seinen Kameraden Seeler – fasste das locker zusammen: „Frag den Jochen, der weiß alles!“ Doch natürlich ging es nicht nur ums Schwelgen in Erinnerungen. Die Runde war sich einig, dass viele Voraussetzungen und vor allem die medizinische Versorgung im Profifußball deutlich besser geworden sei. So erinnerte Meinke an die teilweise skurrilen Situationen zu seiner aktiven Zeit: „Das waren ganz andere Zeiten. Wir haben teilweise mit 22 Leuten zusammen unter sechs Duschen geduscht“, so der 86-Jährige. Auch die Ärztesituation habe sich zum besseren gewendet. Wobei die vielen Behandlungen und Vorsichtsmaßnahmen Uwe Seeler schon fast wieder zu weit gehen: „Die Spieler werden von der Behandlung vor dem Spiel mehr müde als frisch“, so „Uns Uwe“. Journalist Oliver Wurm sprach in diesem Zusammenhang sogar von der Entwicklung bis hin zu einer „psychischen Zerrung“.

Geschäftsführer des Zweitligisten FC Sankt Pauli: Andreas Rettig. Foto: Norbert Gettschat

Geschäftsführer des Zweitligisten FC Sankt Pauli: Andreas Rettig. Foto: Norbert Gettschat

Ansonsten drehte dich die Diskussion um viele relevante Themen, wie die Fifa, die Professionalisierung im Fußball, die immer höheren Spieleretats und auch RB Leipzig. Hinsichtlich dieser starken Kommerzialisierung sieht Oliver Wurm den Amateurfußball wieder im Kommen: „Das was der Amateurfußball in den letzten Jahren verloren hat, erarbeitet er sich jetzt wieder.“ Damit meinte der Journalist vor allem die Identifikation mit den Vereinen und die Möglichkeiten auch direkt mitzuwirken. Insgesamt sei die Fankultur in Deutschland aber sehr stark und vorbildlich, da waren sich alle einig. Einzig das Auspfeiffen der gegnerischen Mannschaften sei ein Trend, dem vor allem die ehemaligen HSV-Spieler nicht positiv gegenüberstanden: „Wie die Spieler beschimpft werden hat nichts mehr mit Fußball zu tun“, fand Seeler klare Worte. Insgesamt war es eine Debatte, die viele Punkte ansprach und auch die aktuelle Entwicklung im Profifußball kritisierte. Allerdings eher die Entscheidungen, die von fachfremden Funktionären in letzter Zeit getroffen wurden. Denn – auch das war Ergebnis des Abends – dem Fußball und vor allem dem gesamten Umfeld geht es deutlich besser als noch vor einigen Jahrzehnten.

Foto: Norbert Gettschat

Leitender Redakteur: Jonas studiert Politikwissenschaften an der Universität Hamburg. Der 22-Jährige kommt von der Nordseeinsel Föhr und interessiert sich für alle Themen rund um den Fußball in Hamburg und in der Welt.