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Oberliga Hamburg

Ein Jahr Corona: Hat sich Hamburgs Fußball verändert?

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Foto: KBS-Picture

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, als das Corona-Virus auch den Hamburger Amateurfußball zu einer langen Pause zwang. Bis heute befinden sich die Amateure im Würgegriff von Maßnahmen, die das Virus eindämmen sollen. AFH hat einen Blick auf das vergangene Corona-Jahr geworfen.

An den 11. und 13. März 2020 werden sich noch viele Verfolger des Hamburger Amateurfußballs lange erinnern. Es waren die beiden Tage, an denen erst die Regionalliga Nord und dann die Oberliga Hamburg mit dem Hamburger Fußball-Verband den Spielbetrieb eingestellt hat. Zum damaligen Zeitpunkt war keinem klar, wie lange der Fußball in der Hansestadt keine große Rolle mehr spielen würde. Wer von Wochen ausgegangen war, wurde enttäuscht. Es sollten Monate werden, ehe der Ball wieder rollte. Auch der Sportbetrieb an sich wurde für Wochen durch die Corona-Verordnung der Stadt verboten. Hamburgs Fußball war die eingefroren. Daran erinnert sich auch Jan Schönteich, sportlicher Leiter bei der TuS Dassendorf. „Das Jahr war sehr anstrengend für alle Beteiligten. Ich bin kein Freund von Plänen mit B und C. Es ist eine sehr bittere Geschichte. Diese Perspektivlosigkeit ist nicht schön“, sagte Schönteich, der wie alle anderen nicht mit so einem Ausmaß gerechnet hätte. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Damit konnte auch keiner rechnen. Wir organisieren in vier Wochen eine WM, aber bei der Pandemie haben wir schon sehr viele Dinge falsch gemacht“, ärgert sich Schönteich über die Situation.

„Hatten die Manpower“: Sasel durfte erstes Spiel ausrichten

Erst am 8. August, 148 Tage später, rollte in Hamburg der Ball wieder. In der Zwischenzeit hatte der Hamburger Fußball-Verband die Saison abgebrochen. Nur der Pokal sollte noch beendet werden. Der TSV Sasel empfing den HSV Barmbek-Uhlenhorst am Parkweg. 236 Zuschauer waren zugelassen. Die Fallzahlen und Inzidenzen waren zu diesem Zeitpunkt niedrig. Hamburg hoffte, bald wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Dennoch war das Aufstellen eines geeigneten Hygienekonzeptes ein enormer Kraftakt. „Zum Glück hatten wir damals genug Manpower. Das hat uns ausgezeichnet. Wir haben in Windeseile, ein Team zusammengestellt“, erinnert sich Sasels Fußball-Abteilungsleiter Sören Grudzinski zurück, der ähnlich wie Schönteich das letzte Jahr viele Nerven lassen musste. „Es war sehr anstrengend, weil man nicht wusste, was am nächsten Tag passiert. Das zieht sich wie ein roter Faden durch. Dann durften wir die Saison starten und das hat sich schnell wieder als nichtig herausgestellt. Ich hoffe nicht, dass viele die Zeit genutzt haben um in sich zu gehen, dass sie sich nun für andere Wege entscheiden. Leid tun mir auch diejenigen, die ihr letztes Jahr spielen und keinen richtigen Abschied haben konnte“, so Grudzinski, der auch die Gefahr sieht, dass viele Leute dem runden Leder den Rücken kehren. „Die Gefahr ist da, dass viele dem Fußball den Rücken kehren. Man weiß ja auch nicht, was in der Zukunft passiert“, so der Ex-Profi. Das sieht Jan Schönteich wiederum anders. „Ich bemerke bei mir kein einziges Promille weniger Lust auf Fußball. Es befindet sich in meinen größten Wünschen, dass wir wieder spielen dürfen. Das geht auch meiner Mannschaft so.“ Das auf und ab ging derweil weiter.

Vereine äußerten Kritik am Spielmodus – Corona wieder da

Während andere Bundesländer schon lange wieder kicken durften, musste Hamburg bis Anfang September warten. Dann präsentierte der Hamburger Fußball-Verband einen neuen Spielmodus für seine Ligen. Dieser zog nicht nur die Kritik der Klubs auf sich, sondern wurde großenteils auch als nicht sportlich empfunden. Die Saison war dann gerade einmal wenige Wochen alt, da stoppte der zweite Lockdown die Fußballer. „Wir waren bis zu den ersten Absagen wieder voll fokussiert. Aber dass das alles so ein Desaster nach sich ziehen würde, ist unfassbar. Beim ersten Mal war das alles noch sehr „spannend“. Wir wussten, wir müssen da jetzt durch und fertig. Spätestens als es wieder in die neue Welle ging, da habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, dass uns das noch länger beschäftigen könnte. Das Gefühl hängt mir bis heute in den Knochen“, schaut auch Osdorf-Trainer Philipp Obloch noch skeptisch in die Zukunft. Vor allem, was die Handlungen der Politik angeht. „Es geht nichts Hand in Hand, auch wenn das sicher schwer zu organisieren ist. Das nagt schon brutal an den Nerven“, so Obloch. Seit November steht der Spielbetrieb nun still. Anfang März entschied sich der Hamburger Fußball-Verband nach über vier Monaten Pause dann für einen Abbruch. In Hamburg wird es damit, bis zum Sommer, sicher kein Fußball mehr geben. Wie der Pokal fortgesetzt wird, ist auch noch unklar. Ein letztes Fünkchen Hoffnung haben noch Hamburgs Regionalliga-Kicker. Aber bei den steigenden Inzidenzen in den vergangenen Tagen wird auch dort ein Abbruch der Spielzeit wohl immer realistischer.

Chefredakteur: Niklas ist Initiator von Amateur Fußball Hamburg und somit seit der ersten Stunde mit an Bord. Der 22-Jährige interessiert sich für alles, was im Hamburger Amateurfußball vor sich geht und hat dieses Projekt deshalb ins Leben gerufen.